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Dienstag, 24. August 2010

Next one, please!

Guten Tag - der Skriptor wacht spät auf. Man gewöhnt sich einfach an das Dauerschrillen sämtlicher Wecker der Welt. Neulich morgens bekam ich gleich beim Frühstück die Logorrhoe von Herrn Wulff ins Gesicht. Na schönen Dank. Wie man sich denken kann, konnte ich an diesem Morgen auf Kaffee und Frühsport verzichten - der Blutdruck wäre auf Dauer sicher ungesund, daher musste ich schnell etwas schreiben. Vielleicht nehm ich doch ein paar Packungen Valium und leg mich gleich wieder schlafen - man kann die Augen einfach nicht fest genug zu machen, als dass sich ein normaler Blutdruck halten liesse. War es das, was eine mir sehr nahe stehende, bescheidene Biene meinte, als sie vor Jahren bemerkte: Das Summen der Welt macht die Bienen wahnsinnig?

Unser Bundeswulff, der gleichsam über Nacht zu Macht und Ehren gekommen ist... naja auf jeden Fall zu Macht, salbadert, kaum im Amt und kaum aus der Luxusvilla eines deutschen Unternehmers auf Mallorca zurück, schon munter drauf los.


„Häme Spott und Misstrauen“ werde Politikern entgegengebracht – nun, das ist nicht weiter schwer zu begreifen: es liegt an ihrer Lächerlichkeit. Was ist Lächerlichkeit? Hält man es mit Schopenhauer, so ist Lächerlichkeit eine drastische Abweichung des Begriffs von der Vorstellung, die er beschreiben soll. Lächerlich meint dabei alles, was zum Lachen ist. Dementsprechend sollten sämtliche Politsendungen auf Comedy Central laufen. Dass Politiker nicht ihrem Auftrag nachkommen und Ihr Handeln in den Dienst eines nach reiflicher Überlegung für unsere und spätere Generationen vernünftig-allgemeinen Interesses zu stellen vermögen, mag dabei eine gewisse Rolle spielen. Die MdBs sind ausschließlich ihrem Gewissen und dem deutschen Volk verpflichtet. Täta! Insofern wäre es nun nicht falsch, auch über Verantwortung zu sprechen, wie es wer? - Wulff, ja richtig, tut. Allerdings verdummbeutelt er die Angelegenheit völlig, indem er den Kern des Problems verstärkt – es geht ihm allein um das Image des Politikers. Mit anderen Worten sollen sich die, die im Interesse ausgewählter und gut zahlender Lobbys und Gruppen handeln, gekonnter so gebärden, als sei das, was sie für sich und ihre Kreise tun von allgemeinem Interesse und in der Tat vernünftig vertretbar. Anschauung und Begriff (nimmt man das ernst, was laut Verfassung ihr Auftrag ist) des Politikers streben also mit Wulff weiter auseinander. Es sei denn, man lässt sich von diesen professionellen Blendern so besoffen reden, dass man ihre leeren Worthülsen die im Wind der Medien umherfliegen wie Spreu im Spätsommer mit ihren tatsächlichen Absichten verwechselt. Ich persönlich bin ja Allergiker. Der Bundestagspräsident sollte einen Taktstock bekommen um hin und wieder einmal einen Tusch aufspielen lassen zu können. Merkwürdig ist eher, dass die sogenannte Politik sich selbst noch so ernst nehmen kann. Wenn nach und nach alles in Marketing aufgeht, muss man sich nicht wundern, dass man ständig Packungen angedreht bekommt, in denen deutlich weniger drin ist, als es den Anschein hat. Ich vermisse bei diesem Spiel, in dem jeder jeden versucht zu berummsen, ein wenig die Ernsthaftigkeit - es geht einfach doch um zu viel, könnte man meinen.

Na - da hat sich das Aufstehen ja mal wieder gelohnt. Und wo bekomme ich jetzt meinen verdienten Realitätsverlust her?! Erstmal gehe ich duschen und befreie mich von dünnem Stuhl und juckenden Worthülsen. Politik ist und bleibt ein schmutziges Geschäft. Ich wünsche einen guten Tag!

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